ambossIconambossIcon

Kutane allergische Arzneimittelreaktionen

Letzte Aktualisierung: 6.8.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Hautreaktionen gehören zu den häufigsten Symptomen einer Arzneimittelunverträglichkeit. Es werden Soforttyp-Reaktionen (Typ-I-Reaktionen, z.B. Urtikaria, Flush, Anaphylaxie) und Spättyp-Reaktionen (Typ-IV-Reaktionen) unterschieden. Makulopapulöse Arzneimittelexantheme sind die häufigsten Spättyp-Reaktionen, deren Abgrenzung von Virusexanthemen die größte diagnostische Herausforderung darstellt. Auch das fixe Arzneimittelexanthem ist häufig und manifestiert sich meist als solitäre Plaque, die bei Reexposition gegenüber dem Auslöser an gleicher Lokalisation wieder auftritt. Deutlich seltener sind schwere kutane Arzneimittelreaktionen wie Drug-Reaction with Eosinophilia and systemic Symptoms (DRESS), akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP), Stevens-Johnson-Syndrom / toxische epidermale Nekrolyse und generalisiertes bullöses fixes Arzneimittelexanthem. Bei ausgeprägten Symptomen und Organbeteiligung können diese Erkrankungen tödlich verlaufen. Das symmetrische arzneimittelbezogene intertriginöse und flexurale Exanthem (SDRIFE) und das lichenoide Arzneimittelexanthem treten nur in Einzelfällen auf. Bei allen Formen von Arzneimittelunverträglichkeiten ist eine gründliche Diagnostik zur Identifikation des Auslösers wichtig, um diesen zukünftig zu meiden. Ausführliche Inhalte dazu finden sich auch in: Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Übersichttoggle arrow icon

Soforttyp-Reaktionen

Spättyp-Reaktionen

Kutane Spättyp-Reaktionen auf Arzneimittel (Typ-IV-Reaktionen)
Erkrankungen Klinisches Bild Symptombeginn Beispiele auslösender Medikamente
Makulopapulöses Arzneimittelexanthem
  • Bei Sensibilisierung: 7–10 Tage nach Einnahmebeginn
  • Bei Reexposition: Innerhalb von 6–12 h bis 3 Tage nach Einnahmebeginn
Fixes Arzneimittelexanthem (FDE) [1]
  • 2–14 Tage nach Einnahmebeginn
Generalisiertes bullöses fixes Arzneiexanthem (GBFDE) [2]
  • Innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Einnahmebeginn, frühestens im zweiten Einnahmezyklus
Kontaktekzeme
  • 24–72 h nach erneuter Exposition
Photoallergische Reaktionen
  • 24–72 h nach UV-Exposition [3]
Drug-Reaction with Eosinophilia and systemic Symptoms (DRESS)
  • 2–8 Wochen nach Einnahmebeginn
Akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) [4]
  • I.d.R. 24–48 h nach Einnahmebeginn
Stevens-Johnson-Syndrom (SJS)
/ Toxische epidermale Nekrolyse (TEN)
  • 1–4 Wochen nach Medikamenteneinnahme: Prodromalphase
  • 1–3 Tage später: Auftreten der Hautsymptome
Symmetrisches arzneimittelbezogenes intertriginöses und flexurales Exanthem (SDRIFE)
  • Meist innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Einnahmebeginn
Lichenoides Arzneimittelexanthem
  • Meist erst mehrere Monate nach Einnahmebeginn

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Makulopapulöses Arzneimittelexanthemtoggle arrow icon

Epidemiologie

  • Häufigste kutane Arzneimittelreaktion
  • Prävalenz: Ca. 2% der hospitalisierten Personen

Auslöser

Pathophysiologie

Symptomatik

Diagnostik

Differenzialdiagnosen

Unterscheidungsmerkmale zu Virusexanthemen

Unterscheidungsmerkmale von makulopapulösen Arzneimittelexanthemen und Virusexanthemen [8]

Merkmale Makulopapulöses Arzneimittelexanthem Virusexanthem
Verteilungsmuster
  • Von zentral nach peripher mit initial charakteristischem Befall des Stamms und der proximalen Extremitäten
  • Meist Aussparung des Gesichts, der Handflächen/Fußsohlen und Schleimhäute
  • Ausbreitung vom Gesicht/Kopf auf den Stamm
  • Handflächen/Fußsohlen können mitbetroffen sein
Zeitlicher Verlauf
  • Meist 7–10 Tage nach Einnahmebeginn
  • Bei Reexposition schneller (innerhalb von 1–3 Tagen)
Prodromi
  • Meist keine
Schleimhautbeteiligung
  • Meist keine
Juckreiz
  • Meist vorhanden
  • Meist nicht juckend

Therapie

Prognose

  • Vollständige Abheilung innerhalb von 1–2 Wochen
  • Rezidiv bei Reexposition möglich
  • Mortalität: 0%
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Fixes Arzneimittelexanthem (FDE)toggle arrow icon

Epidemiologie

  • Zweithäufigste kutane Arzneimittelreaktion
  • Inzidenz: Abhängig von der geografischen Region
  • Geschlecht: =
  • Altersgipfel: Meist im mittleren Lebensalter

Ätiologie [1]

Pathophysiologie [1]

Symptomatik [11]

  • Symptombeginn: 48 h bis 14 Tage nach Einnahmebeginn
  • Akute Hautveränderungen
    • Rund-ovale, erythematöse bis livide oder auf dunkleren Hauttypen hyperpigmentierte Plaque
    • Meist solitärer Herd, gelegentlich multiple Läsionen
    • Schleimhautbeteiligung häufig
    • Ggf. Ausbildung schlaffer Blasen oder Erosionen
  • Verteilung
    • Lokalisiertes und generalisiertes Auftreten möglich
    • Häufigste Lokalisationen: Lippen, Hände, Mund-/Genitalschleimhaut
  • Verlauf

Diagnostik [9]

Häufig wird die Diagnose erst spät im Verlauf gestellt!

Differenzialdiagnosen

Therapie

  • Allgemein: Sofortiges Absetzen des auslösenden Medikaments
  • Supportive Maßnahmen: Topische Therapie mit hochpotenten Glucocorticoiden

Prognose

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Generalisiertes bullöses fixes Arzneimittelexanthem (GBFDE)toggle arrow icon

Epidemiologie

  • Inzidenz: Selten, genaue Zahlen fehlen
  • Geschlecht: >
  • Altersgipfel: >70 Jahre

Auslöser

Pathophysiologie

Symptomatik [9]

  • Symptombeginn: Innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Einnahmebeginn, frühestens im zweiten Einnahmezyklus
  • Hautsymptome
    • Akut auftretende, generalisierte, ovale bis hühnereigroße, livide bis bräunliche Makulä
    • Alternativ: Generalisiertes, diffuses Erythem
    • Im Verlauf Ausbildung schlaffer Blasen
    • Zwischen betroffenen Arealen Bereiche intakter Haut
    • In seltenen Fällen: Milde Schleimhautbeteiligung
  • Allgemeinsymptome
    • Mildes Krankheitsgefühl
    • Selten Fieber
  • Verlauf: Abheilung innerhalb von 1–2 Wochen mit postinflammatorischer Hyperpigmentierung

Die Schwere des Krankheitsbildes nimmt mit jedem Rezidiv zu!

Diagnostik

Differenzialdiagnosen

Therapie

Prognose

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Drug Reaction with Eosinophilia and systemic Symptoms (DRESS)toggle arrow icon

Epidemiologie

  • Inzidenz: Selten, keine genauen Daten vorhanden
  • Geschlecht: >

Ätiologie

Pathophysiologie

Symptomatik

Diagnostik

Diagnostischer Validierungsscore bei DRESS
Symptome und Diagnostik Nein Ja Unbekannt
Allgemeinsymptome -1 0 -1
  • Vergrößerte Lymphknoten (≥1 cm) an ≥2 Körperregionen
0 1 0
Hautbeteiligung
  • Ausdehnung auf >50% KOF
0 1 0
  • ≥2 typische Hautveränderungen
-1 1 0
  • Abheilung dauert ≥15 Tage
-1 0 -1
Organbeteiligung
  • 1 Organ
0 1 0
  • ≥2 Organe
0 2 0
Differenzialblutbild Eosinophilie
  • 700–1499/μL oder 10–19,9%
0 1 0
  • ≥1500/μL oder ≥20%
0 2 0
0 1 0
Histologie -1 0 0

Ausschluss anderer Erkrankungen

0 1 0
Auswertung: Punkteanzahl <2: unwahrscheinlich, 2–3: möglich, 4–5: wahrscheinlich, >5: sicher

Differenzialdiagnosen

Therapie

Komplikationen

Prognose

  • Abheilung über mehrere Wochen
  • Letalität: 2–10% [15]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP)toggle arrow icon

Epidemiologie

  • Inzidenz: 1–5 Fälle/1 Mio. Einwohner:innen/Jahr
  • Geschlecht: >

Ätiologie

Pathophysiologie [17]

Symptomatik

  • Symptombeginn: I.d.R. 24–48 h nach Einnahmebeginn
  • Allgemeinsymptome
  • Hautsymptome
    • Initial akut auftretende Erytheme in Gesicht und Intertrigines
    • Im Verlauf Generalisierung und Aufschießen stecknadelkopfgroßer, nicht-follikulär gebundener Pusteln innerhalb der Erytheme
    • Begleitendes Gesichtsödem
    • Leichte Schleimhautbeteiligung möglich
    • Juckreiz, Brennen
    • Schuppende Abheilung
  • Organbeteiligung: Beteiligung von Leber , Niere, Lunge und des Knochenmarks möglich
  • Sonderform: Akute lokalisierte exanthematische Pustulose (ALEP)
    • Variante der AGEP mit gleichen Hautsymptomen und Auslösern, jedoch begrenzt auf ein oder mehrere Hautareale
    • Gesicht, Stamm und Arme am häufigsten betroffen
    • Organbeteiligung seltener

Diagnostik

Wichtigste Kriterien zur Diagnosesicherung sind der klinische Befund und die Histologie!

Validierungsscore bei AGEP [18]
Befunde Bewertung Punktwert
Morphologie Pusteln

Typisch

+2

Vereinbar +1
Beurteilung nicht ausreichend möglich 0
Erythem

Typisch

+2

Vereinbar +1
Beurteilung nicht ausreichend möglich 0
Verteilungsmuster

Typisch

+2

Vereinbar +1
Beurteilung nicht ausreichend möglich 0
Postpustulöse Abschuppung

Ja

+1

Beurteilung nicht ausreichend möglich 0
Verlauf Schleimhautbeteiligung

Ja

-2

Nein 0
Akuter Beginn (≤10 Tage)

Ja

0

Nein -2
Abheilung ≤15 Tage

Ja

0

Nein -4
Fieber ≥38 °C

Ja

+1

Nein 0
Laboruntersuchungen Neutrophile im Diff-BB ≥7000/mm3

Ja

+1

Nein 0
Histologie

Andere Erkrankung

-10

Nicht-repräsentative/keine Histologie

0

Exozytose peripherer neutrophiler Granulozyten

+1

Spongiforme subkorneale und/oder intraepidermale Pusteln mit papillärem Ödem

+3

Subkorneale und/oder intraepidermale Pusteln

+2
Endergebnis: Punkteanzahl ≤0: Keine AGEP, 1–4: AGEP möglich, 5–7: AGEP wahrscheinlich, 8–12: AGEP gesichert

Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnosen bei AGEP
Diagnose Befundbilder Symptome Weiterführende Diagnostik

Psoriasis pustulosa generalisata

  • Generalisierter Befall
  • Längere Präsenz der Pusteln
  • Allgemeinsymptome anhaltend
  • Gelenkbeschwerden bei 30% der Betroffenen
Acne vulgaris
  • Klinische Diagnosestellung
Bakterielle Follikulitis
  • Follikulär gebundene Pusteln
  • Mikrobiologische Diagnostik: Erregernachweis im Abstrich
Candida-Intertrigo
Herpes-simplex-Infektion
  • Gruppiert stehende Bläschen und Pusteln auf erythematösem Grund
  • Meist Mundschleimhaut, Lippen, Genital- oder Glutealbereich betroffen
  • Klinische Diagnosestellung

IgA-Pemphigus

Pemphigus vegetans

Impetigo contagiosa
  • Rasch platzende Bläschen und Pusteln
  • Überwiegend im Gesicht
  • Meist Kinder betroffen
Windpocken
  • Polymorphes Exanthem aus Papeln, Bläschen, Pusteln und Krusten
  • Mitbefall der Kopfhaut und Mundschleimhaut
  • Reduzierter Allgemeinzustand
  • Meist Kinder betroffen
  • Klinische Diagnosestellung
Sweet-Syndrom
Stevens-Johnson-Syndrom/Toxische epidermale Nekrolyse

Therapie

Komplikationen [19]

Prognose

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Symmetrisches arzneimittelbezogenes intertriginöses und flexurales Exanthem (SDRIFE)toggle arrow icon

Epidemiologie [20]

Ätiologie [21]

Pathophysiologie

Symptomatik [22]

  • Symptombeginn: Meist innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Einnahmebeginn
  • Allgemeinsymptome: Keine
  • Hautsymptome
    • Scharf begrenzte Erytheme
    • v-förmige Anordnung gluteal, inguinal und/oder perigenital
    • Zudem beugeseitig betonte Erytheme in symmetrischer Anordnung

Diagnostik [21][22]

Therapie

Prognose [22]

  • Vollständige Abheilung
  • Rezidive möglich
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Lichenoides Arzneimittelexanthemtoggle arrow icon

Epidemiologie [24]

Auslöser [25]

Pathophysiologie

Symptomatik [25]

  • Symptombeginn: Meist erst mehrere Monate(!) nach Einnahmebeginn
  • Allgemeinsymptome: Keine
  • Hautsymptome

Diagnostik

Therapie

Prognose

  • Vollständige Abheilung
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.