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Sensibilitätsstörungen in der hausärztlichen Praxis

Letzte Aktualisierung: 19.9.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Sensibilitätsstörungen sind ein häufiger Beratungsanlass in der hausärztlichen Praxis und können durch eine Vielzahl von Ursachen bedingt sein. Für die differenzialdiagnostische Einschätzung ist daher eine differenzierte Beurteilung im Rahmen einer systematischen Anamnese und körperlichen Untersuchung essenziell. Zu berücksichtigen sind hierbei insb. die zeitliche Dynamik des Auftretens, die betroffenen Sinnesqualitäten, objektivierbare neurologische Begleitsymptome (bspw. Paresen oder Reflexstörungen) sowie die anatomische Ausdehnung. Hierbei ist zu klären, ob es sich um eine Hemisymptomatik handelt, ob es einen Bezug zu einem radikulären oder peripheren Versorgungsgebiet gibt und ob die Ausdehnung der Beschwerden neuroanatomisch plausibel ist. Ziel dieses Kapitels ist es, eine Orientierungshilfe für die initiale Vorstellung zu geben und strukturelle Läsionen des zentralen oder peripheren Nervensystems identifizieren zu können, um so eine fachspezifische und ggf. notfallmäßige Weiterbehandlung einzuleiten.

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Definitiontoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

Zeitliche Einordnung

  • Seit wann besteht die Symptomatik?
  • Mit welcher Dynamik hat sie begonnen?
  • Sind die Symptome erstmalig aufgetreten?
  • Handelt es sich um eine durchgehend vorhandene oder episodenartig wiederkehrende Symptomatik?
    • Gibt es beschwerdefreie Intervalle?
    • Wie lange dauern ggf. einzelne Episoden?

Lokalisation

  • Wo besteht die Sensibilitätsstörung und mit welcher Ausdehnung?
  • Ein- oder beidseitig?
  • Liegt ein sensibles Niveau vor?
  • Auf radikuläre oder periphere Innervationsgebiete begrenzt?
    • Scharf oder unscharf begrenzt?
    • An Thorax und Abdomen: Paramedian oder median begrenzt?
  • In wechselnder oder wandernder Lokalisation und/oder Ausdehnung?

Betroffene sensible Qualitäten

Begleitumstände/-symptome

  • Vorerkrankungen, die mit Sensibilitätsstörungen einhergehen können?
    • Falls solche vorliegen: Warum erfolgt jetzt eine (notfallmäßige) Vorstellung?
  • Auslöser oder lindernde Faktoren ?
  • (Prädisponierende) Medikamente?
  • Begleitende Symptome? Insb.

Körperliche neurologische Untersuchung

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Bewertung von Sensibilitätsstörungen

Sensibilitätsstörungen müssen immer in Zusammenschau von zeitlicher Dynamik und Lokalisation bewertet und bei rascher Symptomatik i.d.R. schnell abgeklärt werden!

Klinisch-pragmatische Bewertung von Sensibilitätsstörungen (Beispiele) – nach zeitlichem Auftreten
Einordnung Leitbefund Zusätzliche Befunde (Beispiele) Schwerwiegendste Verdachtsdiagnosen (Beispiele) Weiteres Vorgehen
Nach zeitlichem Auftreten
  • Notfallmäßige Klinikeinweisung (mit ITS und neurologischer Abteilung)
  • Kein klarer Bezug zu radikulären oder peripheren Innervationsgebieten
  • Evtl. bekannter Migränekopfschmerz
  • Notfallmäßige neurologische Abklärung bei erstmaligem oder neuartigem Auftreten
  • Neu aufgetretene und mind. über mehrere Tage konstante Sensibilitätsstörung vor evtl. spontaner Regredienz
  • Umschriebene Körperpartie
  • Kein Bezug zu radikulären oder peripheren Innervationsgebieten
  • Oft schmerzlos
  • Dringliche neurologische Abklärung (Vorstellung am selben Tag in einer Notaufnahme mit neurologischer Expertise)
  • Neu aufgetretene und höchstens über wenige Tage bestehende Sensibilitätsstörung vor spontaner Regredienz
  • Meist nur das Berührungsempfinden betreffend
  • Oft diffus umschrieben
  • Keine weiteren neurologischen Ausfälle
Klinisch-pragmatische Bewertung von Sensibilitätsstörungen (Beispiele) – nach Lokalisation
Einordnung Leitbefund Zusätzliche Befunde (Beispiele) Schwerwiegendste Verdachtsdiagnosen (Beispiele) Weiteres Vorgehen
Nach Lokalisation
  • Notfallmäßige Klinikeinweisung
  • Meist einseitig
  • Alle sensiblen Qualitäten betroffen
  • Evtl. begleitende Paresen segmentaler Kennmuskeln
  • Neurologische, ggf. neurochirurgische, traumatologische Abklärung
  • Bei begleitenden Paresen und/oder starken Schmerzen dringliche Abklärung!
  • Blasen-/Mastdarmentleerungsstörung
  • Gestörter Analreflex
  • Notfallmäßige Klinikeinweisung
  • Neurologische Abklärung
  • Neurologische Abklärung
  • Asymmetrisch verteilte Sensibilitätsstörung in den Versorgungsgebieten mehrerer, nicht zusammenhängender peripherer Nerven
  • Dringliche neurologische Abklärung
  • Häufig wechselnde Lokalisation meist diffus umschriebener sensibilitätsgestörter Areale

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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