Zusammenfassung
Die mikroskopische Kolitis ist eine nicht-infektiöse Enteritis und äußert sich durch eine chronische, wässrige Diarrhö bei meist unauffälligem makroskopischen Koloskopiebefund. Histopathologisch werden kollagene und eine lymphozytäre Formen unterschieden. Die Ätiologie ist ungeklärt, jedoch scheinen bspw. weibliches Geschlecht, höheres Alter, Autoimmunerkrankungen und die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. NSAR) Risikofaktoren zu sein. Leitsymptom ist eine über vier Wochen anhaltende, wässrige, nicht-blutige Diarrhö, die ggf. auch nachts auftritt und von unspezifischen gastrointestinalen Symptomen wie abdominellen Schmerzen begleitet sein kann. Da der makroskopische Befund i.d.R. unauffällig ist, ist der Goldstandard zur Diagnosesicherung eine Koloskopie mit Stufenbiopsien zur histopathologischen Untersuchung. Medikamentös wird Budesonid zur Remissionsinduktion und -erhaltung eingesetzt. Der Verlauf ist oft chronisch-rezidivierend, wobei das Risiko für ein kolorektales Karzinom nicht erhöht ist.
Definition
- Nicht-infektiöse Enteritis mit
- Chronischer Diarrhö
- Meist unauffälligem makroskopischen Befund in der Koloskopie
- Entzündungszeichen im histologischen Befund
- Formen: Kollagene und lymphozytäre Kolitis
- Unterscheiden sich durch charakteristischen histologischen Befund
- Gelegentlich wird von diesen beiden klassischen Formen die inkomplette mikroskopische Kolitis (MCi) abgegrenzt
Epidemiologie
Ätiologie
- Ungeklärt
- Risikofaktoren
- Alter
- Weibliches Geschlecht
- Nikotinkonsum
- Autoimmunerkrankungen
- Krebserkrankungen
- Z.n. Organtransplantation
- Medikamente
Symptomatik
- Leitsymptom: Chronische, wässrige, nicht-blutige Diarrhö >4 Wochen
- Kann auch nachts auftreten
- Schubartiger Verlauf möglich
- Unspezifische GI-Symptome: Abdominelle Schmerzen, Gewichtsverlust, Übelkeit und Meteorismus
Diagnostik
- Koloskopie mit Stufenbiosie: Diagnostisch entscheidend, da diskontinuierlicher Befall möglich
- Histopathologie: Histologische Veränderungen bei makroskopisch unauffälligem Koloskopiebefund!
- Kollagene Kolitis: Vermehrung des subepithelialen kollagenen Bindegewebes >10 μm, entzündliches Infiltrat in der Lamina propria
- Lymphozytäre Kolitis: Intraepitheliale lymphozytäre Infiltrate , geringe/fehlende Vermehrung des Bindegewebes, Epitheldicke verschmälert
- Goldstandard zur Diagnosesicherung
- Labordiagnostik
- Unspezifische Veränderungen in 50% der Fälle
- Entzündungszeichen: Erhöhte BSG, milde Anämie
- Auto-AK, bspw. Rheumafaktor, ANA
- Stuhlprobe: Gelegentlich u.a. Entzündungsmarker bei kollagener Kolitis nachweisbar
- Differenzialdiagnosen
- Andere infektiöse oder nicht-infektiöse Ursachen der (chronischen) Diarrhö
- Reizdarmsyndrom
- Bakterielle Überwucherung des Dünndarms
- Lactoseintoleranz
- Zöliakie
- NSAR-assoziierte Enteropathie
Therapie
- Allgemeinmaßnahmen
- Absetzen von auslösenden Medikamenten
- Behandlung von assoziierten Autoimmunerkrankungen
- Medikamentös
- Remissionsinduktion: Budesonid , alternativ Mesalazin (bei Kontraindikation gegen eine Glucocorticoidtherapie)
- Remissionserhaltung: Budesonid
- Supportiv
- Orale Rehydratation, ggf. Schonkost und Vermeidung von bspw. Kaffee und Lactose
- Colestyramin bei Gallensäureverlustsyndrom
Prognose
- Oftmals chronisch-rezidivierender Verlauf
- Reduzierte Lebensqualität
- Kein erhöhtes Risiko für ein kolorektales Karzinom, keine operative Therapie notwendig
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- K52.-: Sonstige nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis
- K52.8: Sonstige näher bezeichnete nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis
- Eosinophile Gastritis oder Gastroenteritis
- Kollagene Kolitis
- Lymphozytäre Kolitis
- Mikroskopische (kollagene oder lymphozytäre) Kolitis
- K52.8: Sonstige näher bezeichnete nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.